Lehrerfortbildung

Einsichten in Landwirtschaft vermittelt

 

Lehrer informieren sich auf Höfen in Stuhr über Tierhaltung

 

STUHR  „Wir sitzen alle in einem Boot: Ich ernähre Euch und Ihr bildet meine Kinder aus“, sagte Hendrik Speckmann und hatte die Sympathien bei der dritten Lehrerfortbildung im Landkreis Diepholz auf seiner Seite. Ein Dutzend Lehrerinnen und Lehrer aus dem Nordkreis und aus Bremen waren der Einladung von Landvolk Mittelweser, Ländlicher Erwachsenenbildung und dem Kreisverband der Landfrauenvereine Grafschaft Hoya gefolgt, um sich zwei Betriebe in Stuhr anzuschauen. Laut Mitteilung des Landvolks Mittelweser warfen die Pädagogen zunächst auf dem Hof der Familie Speckmann einen Blick in den Melkstand, in dem ein Roboter die Kühe melkt. „Der ist wirklich Gold wert, wenn er zum Betriebsleiter passt“, erklärte Hendrik Speckmann. „Die Herde ist seitdem ruhiger und die Milchleistung pro Kuh von 9000 auf 10000 Kilogramm gestiegen.“ Eigentlich aber stand bei dem Besuch die Hähnchenmast im Fokus. In zwei Ställen mit natürlichen Luft- und Lichtverhältnissen hält der Landwirt jeweils nur 15000 statt der üblichen 20000 Tiere. Dass es ihr Fleisch nicht in deutschen Fleischtheken gibt, verwunderte die Lehrer. Denn Speckmann produziert für das niederländische Wiesenhof- Programm „Kipp van Morgan 2020 plus“, bei dem die Hähnchen 45 Tage lang im Stall bleiben. „Sie haben eine Gewichtszunahme von 50 Gramm am Tag und haben keinen Wachstumsstress“, erläuterte der Landwirt. „Dieses Fleisch kann man als Verbraucher mit gutem Gewissen essen.“ Nur eben nicht in Deutschland. Vertreter großer Lebensmittelketten hätten sich seine Ställe angesehen und seien begeistert gewesen. Nur könne man, so ihre Aussage, dieses Fleisch in Deutschland nicht vermarkten. Im Nachbarland sei das anders: „In den Niederlanden hat man sich verpflichtet, nur noch Fleisch von langsam wachsenden Hähnchen zu verkaufen.“ Spannend fanden die Pädagogen auch den Blick in die Biogasanlage. „Ich wusste gar nicht, dass die Gülle hier auch mitverwertet werden kann“, sagte eine Lehrkraft. Dass Speckmann gerne von seiner Arbeit erzählt und hinter seinem Tun steht, merkten ihm die Pädagogen an. „Wir Landwirte müssen offensiv auf die Leute zugehen, sie ins Boot holen und ihnen erklären, was wir hier machen“, sagte der 43-Jährige. Zuvor hatte Kreislandwirt Wilken Hartje zum Einstieg in den Fortbildungstag erläutert, wie die Landwirtschaft im Landkreis Diepholz aussieht. Ein Durchschnittsbetrieb bewirtschafte 100 Hektar. Die Landwirtschaft biete viele berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Dass Enthusiasmus eine gute Basis für die Arbeit ist, bewiesen Friederike und Frank Kastens, deren Betrieb sich die Pädagogen ebenfalls anschauten. 50 Kilogramm Futter und 150 Liter benötigt eine Kuh pro Tag, lernten die Lehrer beim Gang durch den Stall. Oberste Maxime sei stets das Wohl der Tiere. Wie man erkenne, wenn es einer Kuh nicht gut gehe, wollten die Lehrer wissen. „Dafür entwickelt man mit der Zeit ein Gefühl“, sagte Friederike Kastens. Beim abschließenden Imbiss mit Produkten der Molkerei Grafschaft Hoya und der Bühnemühler Hofkäserei erläuterte die Kreislandfrauenvorsitzende Jutta Hohnholz den Lehrkräften, dass der Verein „Kochen mit Kindern“ jedes Jahr rund 2000 Kindern Herkunft und Umgang mit Lebensmitteln vermittele.

 

 

 

 Text vom Landvolkverband Mittelweser. Bilder: Jutta Hohnholz und Regine Suding