Europa ist eine Frau

Premieren-Veranstaltung der beiden KreislandFrauenverbände Grafschaft Hoya und Diepholz in Zusammenarbeit mit den Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Diepholz.

 

Die Idee zu einer Veranstaltung mit den Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises wurde im Herbst letzten Jahres geboren. So trafen sich alle Gruppen das 1. Mal Mitte Januar und dann musste schon alles sehr schnell gehen, wollte man eine Veranstaltung noch vor der Europawahl auf die Beine stellen. 5000 Einladungen zu diesem besonderen Frauenfrühstück wurden gedruckt und verteilt. 130 Interessierte folgten der Einladung. Bereits im Flur des Gasthauses Meyer in Neubruchhausen wurde mit einer Bodenzeitung auf das Thema Europa aufmerksam gemacht. Hier durfte jeder seine Meinung mit Stimme und Strich kundtun. Die beiden Kreisvorsitzenden Jutta Hohnholz und Marita Eschenhorst sowie die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Diepholz Christina Runge begrüßten alle Anwesenden, darunter auch 2 Herren.


Nach einem leckeren Frühstück sprach Gesine Meissner, Europaabgeornete mit landwirtschaftlichen Wurzeln, die manchen LandFrauen noch bekannt ist aus der Zeit, als sie Seminare und Vorträge hielt. Ihr Thema hieß: "Europa ist eine Frau". Darin ging es darum, was in Brüssel und Straßburg alles entschieden wird, wie es mit den Frauenrechten und der Frauenmacht aussieht auf europäischer Ebene, welche Chancen der ländliche Raum zukünftig haben wird und wie es mit der Chancengleichheit und der Zukunft von gut ausgebildeten Frauen im ländlichen Raum aussieht. In ihrem Vortrag schlug sie also einen weiten Bogen, von der Europapolitik bis hin zu den Belangen von Frauen und Familien im ländlichen Raum. Außerdem berichtete sie über ihre Erfahrungen und die Wichtigkeit immer wieder über die Parteien hinaus, Verbündete zu suchen, Netzwerke zu knüpfen für die Stärkung des ländlichen Raumes.


In der anschließenden Diskussion erzählten 4 Frauen aus dem Landkreis aber unterschiedlicher Herkunft, über ihren Alltag und wie sie zum Beispiel empfangen wurden, als sie neu in Deutschland waren. Weitere Fragen der Moderatorin waren die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Zukunftsvisionen auch in Hinblick auf Europa. Neben der Sykerin Katrin Moser, die ursprünglich aus Berlin stammte und über ihre Probleme als Alleinerziehende sprach, diskutierten in der Runde Nicola Koß aus England, Julja Liutikiene aus Litauen und Matte-Marij van der Wal aus Holland. Frau van der Wal berichtete von ihren besonders schrägen Erlebnissen mit der deutschen Bürokratie. Sie hat nach wie vor eine Praxis in Utrecht und pendelt wöchentlich zwischen 2 Wohnsitzen. Sie bekam nach dem sie ihren 2. Wohnsitz anmelden wollte, eine äußerst unfreundliche formulierte Nachricht, quasi besser wieder zu verschwinden. Auch die junge Litauerin wurde aufgefordert, sich innerhalb von 3 Monaten eine Arbeit zu suchen, sonst müsste sie wieder zurück. Es gab aber auch Positives zu berichten, warum sich z.B. alle 4 für den ländlichen Raum entschieden haben: wegen der Gemeinschaft, man kennt seinen Nachbarn, Wohnraum ist günstiger, mehr Platz vorhanden, weniger Hektik u.s.w.


Unterschiedlich sind die aktuellen Lebenssituationen der 4 Frauen und damit auch die Wünsche und Hoffnungen in Bezug auf Europa und ganz konkret das Leben vor Ort: Bezahlbaren Wohnraum, einfache Umgangsformen, mehr Geld für Kinderbetreuung und fachärztliche Versorgung vor Ort, gute Infrastruktur und aktives politisches Engagement von mehr Frauen besonders auch im ländlichen Raum, denn schließlich stellen Frauen 52 Prozent der Bevölkerung, sind aber in vielen Gremien, Parteien und Führungspositionen noch weit, weit unterbesetzt.


Resümee: eine gelungene Veranstaltung, die zu gegebener Zeit und passendem Thema Wiederholung finden sollte.


Edda Möhlenhof-Schumann, Beraterin LWK Niedersachsen

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